William Sabatier und Friedemann Wuttke: Tango Sensations / Duo Bandoneon und Gitarre
Astor Piazzolla, Großmeister und Begründer des Tango Nuevo, war ein begnadeter Bandoneonspieler und zugleich ein außergewöhnlicher Komponist. Er hat den Tango aus den Vorstadtkneipen von Buenos Aires in die internationalen Konzertsäle gebracht, ohne diesem Tanz die Ursprünglichkeit oder die Seele zu nehmen. Aus der einstmals belächelten und verachteten Musik hat er eine große Form zeitgenössischer Kunst geschaffen, angereichert mit klassischen Formen und der Kontrapunktik von Johann Sebastian Bach sowie mit Einflüssen aus Jazz und der Neuen Musik.
Das vorliegende Programm bringt in der ersten Programmhälfte Musik von Astor Piazzolla zusammen mit Werken des Barock, der Klassik und von seinem Zeitgenossen Bela Bartok. Aus diesem Zusam- menspielt schuf das Tangogenie den „Tango Nuevo“, der mit seiner vorwärtsdrängenden Virtuosität und seiner spirituellen Melancholie Tangofans in der ganzen Welt erreicht hat.
Mitte der sechziger Jahre entstand sein berühmtestes und bis heute meist gespieltes Werk, die „Las Quatro Estaciones Portenas“. Diese vier Stücke sind typisch für Piazzollas Stil, der auf dem argentini-schen Tango basiert und Elemente aus Klassik und Jazz integriert. Der Titel spielt nicht nur auf Anto- nio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, sondern auch auf Buenos Aires an, deren Einwohner sich „Portenos“ nennen. Daraus erklingen im Programm „Frühling“ und „Sommer“.
Die „Five Tango Sensations“, hier in einer Bearbeitung für Bandoneon und Gitarre, sind Piazzollas letztes zyklisches Werk, welches er 1989 für das Kronos Quartett komponierte und das sich über 55 Wochen in den US-Charts hielt. Die Aufnahme der Tango Sensations war Piazzollas letzte Studiopro- duktion. Sie wurden als sein „musikalischer Abschied vom Leben“ bezeichnet, da er sie nach einer schweren Erkrankung geschrieben hatte. Entsprechend fallen auch die Titel dieser Suite aus, die fünf Gemütszustände auf beeindruckend expressive Weise darstellen. Der König des Bandoneon und des Tango Nuevo hat in diesem Werk noch einmal die große Melancholie und den Geist des argentinischen Tango aufleben lassen und so wesentlich zur Tangomanie in unserer Zeit beigetragen.
Astor Piazzolla starb am 4. Juli 1992 in Buenos Aires an den Folgen eines Gehirnschlages.
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